Nach zwei Monaten war es dann soweit, dass ich meinen ersten Urlaub hatte. Erst hatte ich etwas Anderes geplant, doch als das dann doch nicht aufging hab ich spontan ein Trip nach Glasgow gebucht. Insgesamt drei Tage in einer fremden Stadt ohne Irgendjemanden zu kennen und einem Dialekt von glasgowischem, schottischen Englisch, welcher teilweise schwerer zu verstehen ist. Das kostet Überwindung und Mut würde ich im Nachhinein sagen, aber spricht auch von Abenteuerlust. Ich habe für die Reise nach und von Glasgow einen Megabus gebucht, was man mit Flixbus vergleichen kann, also relativ günstig wenn man früh genug bucht und mehr oder weniger gemütlich. Insgesamt dauerte die Hinreise dreieinhalb Stunden und ich kam so gegen halb drei an.
Mein erster Einduck war ein bisschen überwältigend, da es so unglaublich viele Menschen, Taxis und Busse auf einmal waren. Ich hab dann versucht mich irgendwie dadurchzuschlängeln und mithilfe Google Maps mein Hostel zu finden. Als Gepäck hatte ich Rucksack und Tasche dabei, da ich versucht habe so wenig wie möglich mitzunehmen. Im Hostel angekommen wurde mir dann gesagt ich müsse noch eine halbe Stunde warten bis zum Check-In. Daraufhin bin die halbe Stunde um paar Blöcke gelaufen und habe die Innenstadt ein bisschen erkundet bis es dann angefangen hat zu regnen und bis auf eine halbe Stunde am Samstag nicht wieder aufgehört hat. Ich hatte meinen Regnschirm vergessen und hatte daher nur meine Kapuze, aber wie auch immer es hat funktioniert. Als ich im Hostel eingecheckt habe und mein Zimmer gefunden habe wo insgesamt sieben Dopppelhochbetten drin waren hab ich eine Studentin aus Deutschland kennengelernt, die eine spontane viertägige Tour durch Schottland machte. Der Vorteil an Hostels ist, dass man schnell andere Leute kennenlernen kann, aber dann nicht unbedingt seine Ruhe hat.
Die zweite Nacht habe ich in einem Zimmer bei einer Familie verbracht, dass ich über Airbnb gebucht habe, was ich auch schon immer mal ausprobieren wollte und ich kann es echt nur weiterempfehlen. Trotz des Regens hab ich versucht so viel wie möglich von Glasgow zu sehen, obwohl es nicht wirklich Spaß gemacht zu Fuß die Stadt zu erkunden, da es kalt, windig und nass war. Am ersten Tag, also Donnerstag war eher ein entspannter Tag, an dem ich nur ein Museum angeschaut habe und relativ früh wieder zum Hostel zurück gegangen bin. Am nächsten Morgen habe ich sehr spontan noch bevor ich aufgestanden bin ein Ticket über Scotrail nach Loch Lomond und zurück gebucht. Ich hab alle meine Sachen gepackt, habe ausgecheckt, bin mit dem Bus zum Airbnb gefahren, hab eingecheckt und dann gings zum Zug. Nach 45 min bin ich im verregneten Balloch angekommen und habe erst mal nach dem nächsten Cafe gefragt wo ich eigentlich so lange sitzen bleiben wollte bis es nicht mehr so stark regnet. Nachdem es dann nach einer Stunde immer noch regnete hab ich entschieden trotz alledem meinen schottischen Tee auszutrinken und mich auf den Weg zu machen. Die Straßen waren teilweise eine Riesenpfütze und schon fast ein bisschen überschwemmt. Es war schade, dass es so verregnet und teilweise neblich war, da man sonst eine viel bessere Aussicht am Loch hat. Aber wie Schottland nun mal ist gehört das Wetter dazu. Ich bin dann zur Cameron Bay spaziert und nachher noch zum Balloch Castle, indessen Nähe noch ein echt schöner ummauerter Garten ist.
Am Abend bin ich dann wieder mit dem Zug zurück gefahren bin dann mit der Subway, wie eine U-Bahn Richtung, zum Airbnb gefahren. Jedoch bin ich dann noch den längeren Weg zum Haus gegangen, da der Bus der direkt vorm Haus hält nur jede Stunde fährt und ich ihn ganz knapp verpasst habe. Die ganzen drei Tage war Bar Burrito mein bester Freund, da ich dort leckeres Essen, was durch den Discount meiner Studentcard dann auch noch relativ günstig war, bekommen konnte. Der letzte Tag, also Samstag war dann der Tag wo ich gefühlt 100 Meilen durch die City gelaufen bin, da ich nicht so viel Geld für den Bus ausgeben wollte und Google Maps sich ab und zu mal ein Scherz erlaubt hat und mich ein bisschen in die Irre geführt hat. Ich habe zuerst aus meinem Airbnb ausgecheckt und musste dann den nächsten „Boots“, etwa sowas wie „dm“, ansteuern um Blasenpflaster zu kaufen da meine Ferse nicht mehr so gut mit meinem Schuh harmoniert hat. Nachdem das Blister plaster aufgeklebt war ging die Reise zur University of Glasgow, welche echt richtig schön ist. Danach zum Hunterian Museum, Kelvin Grove Park und Kelvin Art Gallery Museum. Da es in diesen Stunden echt richtig geschüttet hat und ich etwas essen wollte ging es dann zur Bar Burrito wo ich dann eine kurze Pause von dem Regen hatte. Die Wettervorhersage war an allen drei Tagen mit 100 Prozent Regen bestimmt.
Die letzten zwei Stopps an diesem Tag, welche ich echt empfehlen kann ist die Cathedral of Glasgow und der Friedhof Necropolis, welcher auf einem Hügel ist, sodass man über fast ganz Glasgow schauen kann. Der Megabus zurück fuhr dann um halb vier, demnach war ich um halb sieben zuhause. Vorher hab ich mir nur noch ein Getränk gekauft und dann bin ich direkt zum Bus.
Insgesamt habe ich so viele Erfahrungen gemacht, die ich gar nicht alle aufzählen kann. Der kurze Urlaub war ganz schön, doch wenn es nicht geregnet hätte, wäre es um einiges besser gewesen. In Glasgow gibt es ein paar Sachen zu sehen, aber meiner Meinung waren dann drei Tage auch genug. Ich war jetzt in drei großen Städten Schottlands, jedoch finde ich ist die Landschaft das was Schottland ausmacht. Die Felsen an der Küste, die endlose Weite, die grünen Hügel und die Flüsse, die Seen und vor allem jetzt der wunderschöne, bunte Herbst.
Als ich wieder hier in Bieldside angekommen war, standen vor mir noch drei Tage Urlaub und völlig im Kontrast zu den letzten drei Tagen in Glasgow war am Montag das schönste Wetter mit Sonne pur. Eine andere Mitfreiwillige und ich haben dann am Abend vorher spontan entschieden mit dem Bus in die Highlands zu fahren, zumindest etwas mehr ins Innere Schottlands. Zu der Zeit hieß es in der Wettervorhersage aber noch „teilweise bewölkt“, was immernoch besser als einhundertprozent Regen ist. Laut Busplan im Internet sollten wir umsteigen von einem Bus in den Anderen, was auch gut gelaufen ist. Jedoch fingen unsere minimalen Schwierigkeiten damit an, dass der Busfahrer im ersten Bus unsere anscheinend nicht offiziell gültigen Studentcards gelten lassen hat. Für uns im ersten Moment gut, da wir günstiger unterwegs waren. Als wir dann im zweiten Bus waren galt das Ticket nicht mehr, weil der erste Busfahrer uns nur für eine bestimmte Zone ein Tagesticket verkauft hat. Daher mussten wir dann wohl oder übel ein weiteres Ticket kaufen, welches auch wieder mit Studentrabatt war, da der Busfahrer nur das vorherige Ticket gesehen hat. Wie es dann so kommt steigt ein Kontrolleur ein und will die Studentcard sehen. Natürlich meinte er dann, dass diese nicht gültig sind und wir mit diesen eigentlich nicht fahren dürfen. Nach einem längeren Telefonat mit einem weiteren Beamten und einem noch längeren Gespräch mit dem Busfahrer kam er dann wieder und meinte von wegen diesmal würde er noch eine Ausnahme machen, aber demnächst gilt die Studentcard nicht mehr. Nach etwa zwei Stunden Busfahrt sind wir angekommen und wollten eigentlich zu einem See wandern, was wir spontan im Bus entschieden haben. Wir sind die so gut wie kaum befahrene Straße von Braemar Richtung Auchallater, mit gerade mal drei Häusern, entlang gegangen. Kurz bevor wir eigentlich abbiegen hätten müssen, haben wir uns entschieden doch einen der Hügel zu erklimmen, was durch den steilen steinigen Weg echt anstrengend war. Oben angekommen nach etwa einer Stunde hatte man aber eine echt schöne Aussicht. Wir hatten uns ein paar Snacks mitgenommen und etwas zum Trinken. Bis auf den kalten Wind war es echt wunderschön und entspannt. Die Spontanität machte den Tag zu einem echten Abenteuer, denn wir wollten unbedingt hitch-hiking ausprobieren, also trampen. Ich war ein bisschen aufgeregt, aber auch skeptisch. Nachdem wir wieder unten an der Straße angekommen sind haben wir uns also an die Straße gestellt und haben den Daumen hochgehalten. Uns wurde vorher von einigen Vorfreiwilligen gesagt, dass es teilweise echt gut funktioniert und wir es mal ausprobieren sollten. Dann kam das erste Auto und ist an uns vorbeigefahren, dann das nächste Auto und das Übernächste. Nachdem vierten Auto, welches ebenfalls an uns vorbeigefahren ist, meinte ich dann, dass es sowieso nichts mehr wird. Meine Mitfreiwillige wollte es nur noch einmal probieren und dann kam auch schon ein rotes Auto, welches uns ignoriert hat und an uns vorbeigefahren ist. Dann aber nach etwa 200m bremste es und fuhr rückwärts seltsamerweise sehr schlangenförmig auf uns zu. Es war wie ein kleiner Glücksmoment, da wir dachten jetzt nimmt uns tatsächlich jemand mit zurück nach Braemar. Wir sind dann auf das Auto zugegangen und haben nochmal freundlich nachgefragt ob sie uns mit nach Braemar nehmen könnten und sie meinten, dass es kein Problem sei und uns bis dahin mitnehmen würden. Die Strecke dauerte mit dem Auto zwischen fünf und zehn Minuten und zu Fuß haben wir eine Stunde gebraucht. Dann hab ich versucht ein Gespräch anzufangen was einfacher war als gedacht. In dem Auto saßen ein Mann und eine Frau im Alter von geschätzt 55 Jahren, welche echt superfreundlich waren. Nach einer kurzen Unterhaltung sind wir dann in Braemar ausgestiegen haben uns ausreichend bedankt und sind dann zum Bus gegangen auf den wir glücklicherweise nur fünf Minuten warten mussten. Dieser Tag war ein richtiges Abenteuer mit einzigartigen schönen Erinnerungen. Jetzt ist bald mein erster Urlaub vorbei und ehrlich gesagt freue ich mich auch schon wieder aufs Arbeiten, obwohl im Moment Ferien sind, also fast keine Workshops, aber dafür umso mehr Ausflüge.
Alles Liebe
Aline
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