Mitternachtswillkommen um halb zwölf mit dem Blick auf Schottland im Dunklen aus dem Flugzeug. Alles ist anders gekommen als gedacht, als am späten Nachmittag vor der Ausreise die Mail von der Airline kam, dass der Flug ausfällt. Eine Stunde später kam dann das kostenlose Umbuchungsangebot und ich sollte dann am nächsten Tag mittags um kurz vor zwölf losfliegen. Das hieß einen Tag länger zuhause und nicht mitten in der Nacht aufstehen um zum Flughafen zu fahren. Doch als wäre ein Tag später nicht genug fehlte dann am Flugzeug am nächsten Tag zufälligerweise ein Kleinteil am Triebwerk und der Bus zum Flieger hat demnach wieder alle Passagiere zurück zum Gate gefahren. Knapp zwei Stunden Schlange stehen zur Umbuchung für meinen zweiten Flug von London nach Aberdeen, erneutes Boarding und eine weitere Stunde im Flugzeug warten, da FRA wegen des Unwetters für diese Zeit gesperrt wurde. Es scheint als würde das Pech einen verfolgen, aber um das Positive daran zu sehen: Ich konnte meine Sitznachbarinnen besser kennenlernen und mein Englisch auf die Probe stellen, da diese aus England und den USA kamen. Pünktlich fünf Stunden zu spät gestartet, aber immerhin gut in London angekommen.
Glücklicherweise bin ich nicht alleine geflogen, da eine Mitfreiwillige aus Deutschland den gleichen Flug genommen hat und dann waren wir immerhin zu zweit. Der umgebuchte Flug von London nach Aberdeen war dann zeitlich so knapp, dass wir gerannt sind so schnell wie wir konnten und dann unseren schon umgebuchten Flug trotz alledem um knapp 5 Minuten verpasst haben. Man könnte meinen bei dem nächsten Flug würde dann wenigstens alles glatt laufen, aber nein es bleibt spannend. Nachdem wir dann wieder umgebucht haben auf den nächsten Flug, welcher zwei Stunden später losfliegen sollte, haben wir kulanterweise zehn Pfund für Essen und Trinken bekommen. Boarding, Sitzplatz finden und eine weitere Stunde im Flugzeug in Heathrow warten aufgrund des regnerischen Wetters. Wir haben dann in Aberdeen aber doch unsere Koffer glücklicherweise bekommen und sind dann nachts mit einem Taxi zum Projekt gefahren. Dort wurden wir abgeholt und zu unseren Zimmern gebracht.
Am nächsten Tag war ich völlig überrumpelt von allem, da alle Englisch sprachen, ich nur vier Leute kannte und ALLES neu war, was natürlich logisch ist. Das Estate kam mir auch unglaublich riesig vor und ich fühlte mich total fremd, was sich aber echt schnell innerhalb einer Woche zum Positiven verändert hat. Von der Landschaft vor Ort ähnelt es ein bisschen Deutschland, aber sobald man raus aus dem mittlerweile gewohnten Umfeld kommt ist alles viel grüner, ruhiger und meiner Meinung nach schöner. Das Schwierigste am Anfang war alle einigermaßen kennenzulernen und erstmal anzukommen. Vom Wetter hab ich mir nichts Großes erhofft, aber es ist echt erstaunlich wie schnell das Wetter innerhalb von nicht mal zehn Minuten wechseln kann. Von unglaublich warm über Starkregen bis hin zu Gewitter. Aber im Allgemeinen war es hier in den ersten Wochen immer bewölkt und zwischen zwölf und 15 Grad. Das Schöne an dem schottischen Sommer ist, dass es hier sehr lange hell bleibt von kurz vor sechs morgens bis halb neun abends. Das bedeutet aber auch, dass es im Winter schon zwischen drei und vier Uhr am Nachmittag dunkel wird.
Ich habe mir vorgestellt mit jüngeren Menschen zu arbeiten, also mit Kindern und Jugendlichen zwischen 13 und 17 Jahren, aber letztendlich sind meine zwei Students mit denen ich hauptsächlich arbeite zwischen 18 und 24 Jahren. Da ich aber relativ offen für alles war, hab ich mich schon dran gewöhnt und glaube, dass es ein wenig entspannter ist mit Denen zu arbeiten. Aufgrund des Alters stehen dann Therapien und Workshops auf dem Stundenplan anstatt von Schule, da „meine“ Students aus dem Schulalter raus sind. Ich habe mich nach einer Woche schon richtig wohlgefühlt in der Gemeinschaft, wie auch in meinem eigenen Zimmer und auch mit den Leuten hier komme ich echt gut klar. In der Woche habe ich zwei Tage frei und insgesamt sechs Wochen Urlaub. Bis jetzt bin ich meistens mit anderen Co-Workern (so werden alle Freiwilligen genannt) an meinen freien Tagen irgendwo hingefahren und habe die Gegend erkundet.
Meine Arbeit hier ist sehr routiniert und an einen Stundenplan gebunden vom Aufwecken über Frühstück vorbereiten, Morgensworkshop bis zum Evening Cleaning und noch Einiges mehr. Während des Tages welcher morgens um 7 Uhr beginnt und um 21 Uhr aufhört habe ich zwei bis drei Stunden frei und wie gesagt die zwei Tage frei in der Woche. Auch mit dem Englischsprechen komme ich mittelerweile echt gut klar und ich denke auch größtenteils auf Englisch, sodass mir manchmal eher die deutschen Worte fehlen, als die Englischen. Klar benutzte ich ab und zu mal ausversehen die falsche Zeit, verhaspel mich oder ich weiß das englische Wort nicht, aber ich hab das Gefühl, dass ich mich von Tag zu Tag verbessere.
Ich bin bisher schon einige Male in Aberdeen gewesen, meistens mit dem Fahrrad, aber auch mit dem Bus. Es dauert eine gute halbe Stunde mit dem Fahrrad nach Aberdeen über einen recht schönen direkten Fahrradweg. Bisher haben wir aber nur zwei Charityshops, eine Bar, Supermärkte und den Strand ein wenig näher betrachtet.
Außerdem war ich bis jetzt ein Tag in Edinburgh, wo zur Zeit das Frinch Festival ist und in Stonehaven das zweite Mal. Edinburgh ist eine echt schöne Stadt und der Tag dort war echt interessant und vielfältig, da an jeder Ecke etwas anderes zum Anschauen war, ein anderer Straßenkünstler, Gebäude, Stände und vieles mehr. Insgesamt war es echt eindrucksvoll und andererseits echt ungewohnt wegen den großen Menschenmengen.
Stonehaven ist eine niedliche kleine Stadt mit der besten Eisdiele und dem besten Fish&Chips-Laden, aber auch mit schönen Buchten und kleinen
Hügeln mit nicht nur einem wundervollen Ausblick.
Alles Liebe
Aline
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