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AutorenbildAline

Zweite Hälfte

Ich glaube der Januar war bis jetzt einer der angenehmsten Monate. Rückblickend waren, wenn ich mich richtig erinnern kann, der Oktober und November eine der anstrengensten Monate. Obwohl hier kein Schnee liegt und auch es minimal minus sieben Grad waren, kommt es mir echt kalt vor. Das kann natürlich auch daran liegen, dass die Sonne spät aufgeht und früh untergeht, was sich aber in den kommenden Monaten zu längeren Tagen ändern wird. Somit kann ich mich hier über Nichts beklagen, außer vielleicht Kleinigkeiten, welche aber nicht nennenswert sind und mich somit nicht stören. Abgesehen von dem Arbeitsbereich „Arbeiten mit Menschen mit Behinderung“ ist das Arbeiten mit meinen „Kollegen“ auch manchmal mehr oder weniger eine Herausforderung. Um es sich mal bildlich vorzustellen, könnte ich sagen, dass ich von dem Kontakt zu denen, die auch hier arbeiten gar nicht loskomme. Wenn ich morgens um sieben Uhr aufstehe bis ich abends um neun auf mein Zimmer gehe oder wo auch immer hin, bin ich von allen umgeben, was natürlich guten Einfluss auf mein Englisch und weitere positive Seiten hat. Aber selbst an meinem Wochenende begegne ich im Haus denen, die arbeiten. Das liegt daran, dass ich in dem Haus wohne, wo auch students drin wohnen. Aber ich habe mich daran gewöhnt und gemerkt, dass es auch wichtig ist Auszeiten zu haben und, auch wenn es komisch klingt, sich nicht zu stark zu sozialisieren. Außerdem würde ich gerne ein Update zu meiner Arbeit hier geben, was vielleicht spannender klingt als es ist. Für mich heißt es immer noch Mittwoch und Donnerstag sind Wochenende, was ich um keinen Preis abgeben würde. Von Montag bis Freitag haben die Workshops offen, wobei jeder student einen an sich angepassten Stundenplan hat und daher auch nicht jeden Workshop hat. Das bedeutet der Stundenplan jedes students ist individuell angepasst und auf lange Dauer, sodass sich Regelmäßigkeit und Routine in diesem Ablauf wieder findet. Der Stundenplan besteht aber auch aus Aufgaben, die im Haus zu tun sind, Therapien und Freizeitaktivitäten, alles auf den student zugeschnitten. Zusätzlich gibt es dann noch den allgemeinen Stundenplan, worauf man um es kurz zu fassen die Zuteilung von Co-workern auf die students ablesen kann. Auf diesem Stundenplan sehe ich dann mit wem ich zum Workshop gehe, wen ich aufwecke, wann ich meine Pause haben, wen ich zu Bett bringe etc. Im Moment bin ich sehr zufrieden mit dem Team, was wir hier haben. Es sind alle auf ihre eigene Art und Weise gut. Ich habe gelernt, dass nicht jeder so sein muss wie man selber ist, um gut zu sein. Dass jeder einen anderen Charakter hat und sich auf seine eigene Art und Weise einbringt macht ein gutes Team erst aus. Manch einer ist mehr geduldig, ein anderer mehr sensibel, ein wieder anderer mehr strikt als nachlässig. Somit ergänzen wir uns mit all unseren Charakterzügen, Meinungen, Stärken und Schwächen. Ich fühle mich hier vorallem auch durch den zuletzt genannten Aspekt sehr wohl in der Gemeinschaft und hatte ehrlich gesagt noch kein einziges Mal Heimweh. Trotzdem kann ich sagen, dass ich mir in manchen Situationen gewünscht hätte bei meiner Familie zu sein. Allein schon wenn alle zusammen sind und einen Geburtstag feiern und ich nicht dabei sein kann. Generell habe ich etwa alle zwei Wochen bis jede Woche Kontakt zu meiner Familie via Skype. Ich hab schon das Gefühl, dass ich mich losgelöst habe von meinem Heimatort, aber dennoch mich ein sehr dünner Faden zusammenhält mit Zuhause. Bei uns kommen und gehen Freiwillige auch mitten im Jahr, was mich jedes Mal in die Perspektive wirft wie es ist Abschied zu nehmen von Menschen mit denen man ein Jahr engen Kontakt hatte und wahrscheinlich auch nicht mehr wieder sehen wird. Deswegen versuche ich das Hier und Jetzt zu genießen, denn die Zeit verfliegt schneller als man denkt. Wie es schon im Titel heißt fängt jetzt für mich die zweite und letzte Hälfte des Jahres an. Um den Januar rückblickend zu betrachten wurde zwar der Dreikönigstag zelebriert, aber sonst war nichts Großes los, was den Januar auch zu einem entspannten Monat gemacht hat. Am Dreikönigstag gab es eine Art Theaterstück in der Aula, wir nennen es „Hall“. In diesem Stück ging hauptsächlich darum, dass die Weihnachtszeit nun vorüber ist. In dieser Aula findet freitagnachmittags immer Eurhytmie statt, donnerstagabends immer Volkstanz und ab und zu gibt es gemeinsame Mahle oder auch Konzerte. Es wird immer versucht die Menschen mit speziellen Bedürfnissen, auch genannt students, soviel wie möglich einzubringen, was beispielsweise beim Volkstanz gemacht wird. Um noch mal auf die Individualität eines Menschen zurückzukommen. Ich habe bis jetzt nur von meinen Teamkollegen gesprochen, aber im Endeffekt ist es das Gleiche mit den Menschen mit denen ich arbeite. Um ehrlich zu sein war mir die Individualität derer bevor ich hierher kam nie so richtig bewusst. Ich dachte immer, entweder kann man in dem Bereich sehr gut arbeiten oder nicht. Aber schließlich kommt es auf den Menschen an, welche Bedürfnisse er braucht und in welchem Bereich wieviel Unterstützung. Sodass man sagen kann, dass man mit manchen Typen von Mensch mehr oder weniger gut arbeiten kann. Um es mal mit Beispielen zu verdeutlichen gibt es generell welche, die sprechen können und welche, die nicht sprechen können, wobei ich mit sprechen (englische) Worte aussprechen meine. Die, die nicht sprechen können kann man auch wieder unterscheiden in welche,die bildlich denken oder allein mit Worten verstehen was man meint. Es ist so vielfältig und das macht die Arbeit interessant und schön. Jeder hat auch seine vorgeschriebene Ernährungsweise, was bedeutet, dass jeder student Lebensmittel nicht essen kann, welche entweder eine allergische Reaktion hervorrufen oder Auswirkungen auf ihr Verhalten haben. Ganz am Anfang war mir das noch sehr neu und alle speziellen Regeln kamen mir überfordernd vor. Um es mal ganz platt zu sagen, habe ich jetzt Ahnung wie man glutenfrei und laktosefrei etc. kocht. Ich glaube es hört sich komplizierter an als es im Endeffekt ist. Ich fühle mich hier als wäre es mein zweites Zuhause. Mein Englisch hat sich meiner Meinung nach unglaublich verbessert, was logisch ist, wenn man es unter dem Aspekt betrachtet, dass ich zwölf Stunden am Tag englisch spreche. Mir ist leider auch aufgefallen, dass mein Deutsch schlechter geworden ist, beziehungsweise, dass ich langsamer reden muss um keine Fehler zu machen. An sich vermisse ich Deutschland bis jetzt noch nicht so sehr, außer, dass ich auch gerne Schnee hätte und ich hier auf ein paar deutsche Lebensmittel verzichten muss. Andererseits bin ich auch offen für neue Kulturen und neue Länder, was sehr wichtig ist wenn man ins Ausland geht. Mir ist aufgefallen, dass ich regelmäßig Porridge esse, was im Grunde genommen Haferflocken und Hafermilch gekocht ist und echt viel Tee trinke. Um mein Januar abzurunden kann ich sagen, dass die Vorfreude auf den Februar wächst, da es in meinen nächsten Urlaub nach London geht. Bis dahin genieße ich noch den frostigen Winter hier, welcher wunderschön ist bei sonnigem Wetter mit glitzernden Eiskristallen und den traumhaften Sonnenauf- und untergängen.

Bis bald!

Um traditionelle Musik zu hören:

Celtic-irish-gaelic Folk bei spotify








Alles Liebe

Aline

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